2008-08-14

Glaube und Gottesliebe

Ich lasse mich gern spielerisch und entdeckungsfreudig auf christliche und nichtchristliche Variationen bzw. Parallelführungen der jesuanischen Kernaussage ein.

Augustinus (Vorträge zum Johannesbrief an die Parther 5,7):

Dilectio ergo sola discernit inter filios dei et filios diaboli. Signent se omnes signo crucis Christi; respondeant omnes, amen; cantent omnes, alleluia; baptizentur omnes, intrent ecclesias, faciant parietes basilicarum: Non discernuntur filii dei a filiis diaboli, nisi caritate. Qui habent caritatem, nati sunt ex deo: Qui non habent, non sunt nati ex deo. Magnum indicium, magna discretio. Quidquid vis habe; hoc solum non habeas, nihil tibi prodest: Alia si non habeas, hoc habe, et implesti legem.
Die Liebe allein also unterscheidet zwischen den Söhnen Gottes und den Söhnen des Teufels. Mögen sich alle mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnen, mögen alle Amen antworten, mögen alle Halleluja singen, mögen alle sich taufen lassen, in die Kirchen eintreten, Kirchenwände errichten: Der Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels liegt einzig und allein im Besitz der Liebe. Die die Liebe haben, sind aus Gott geboren, die sie nicht haben, sind nicht aus Gott geboren. Ein sicheres Indiz, eine sichere Unterscheidung. Magst du haben, was immer du willst; hast du dies allein nicht, nützt es dir nichts. Magst du anderes nicht haben, bemühe dich um dies, und du hast (damit) das Gesetz erfüllt.

Rābi'a al-'Adawiyya (717-801):

O mein Herr,
wenn ich Dich anbete aus Furcht vor der Hölle,
verbrenne mich in der Hölle,
und wenn ich Dich anbete aus Hoffnung auf das Paradies,
schließe mich davon aus.

Aber wenn ich Dich anbete um Deiner Selbst willen,
dann versage mir nicht Deine ewige Schönheit.

Omar Khayyam (Chajjam):

Although the creeds number some seventy-three,
I hold with none but that of loving Thee;
What matter faith, unfaith, obedience, sin?
Thou'rt all we need, the rest is vanity.

Aus den Erzählungen der Chassidim (gesammelt und übersetzt von M. Buber):

Einmal war der Sinn des Baalschem so gesunken, daß ihm schien, er könne keinen Anteil an der kommenden Welt haben.
Da sprach er zu sich: "Wenn ich Gott liebe, was brauche ich da eine kommende Welt?"


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