Ich bin geplättet. Klickt sich doch meine halbwüchsige Nichte dies und das in meinem Blog Licht ins Dunkel an, liest, kriegt das Schütteln, dreht sich zu mir um und fragt mich mit ihrer unverschämten Schnute:
"Warum tust du dir denn das an?"
"Was denn?"
"Na, was rührst du denn da in geistigem Quark herum - auf deine alten Tage!?"
"Hör mal, du freche Göre, das tu ich für euch Junggemüse! Damit euer entwicklungsbedürftiger Geist nicht eines Tages im Quark erstickt! Es muss Licht ins Dunkel !!"
Sie sieht mich mit gerunzelter Stirn an.
Oh, ich weiß, was mir dieser Blick sagen will: "Aber sonst geht's dir gut, oder?" Ich hebe an, diesem naseweisen Backfisch die Welt zu erklären: "Hör mal, du..."; aber alles weitere wird von ihrem Gelächter erstickt, erschlagen, ausradiert, vaporisiert. Und mir bleibt nichts übrig, als meine Stimme in dieses Lachkonzert einzubringen. Bis mein Enkelsöhnchen durch die Tür lugt und unserem homerischen Lachduett den Schlusspunkt bringt:
"Weiber."
2009-01-23
Meine Nichte und der "Quark"
2009-01-21
Intersubjektive Weiterentwicklung subjektiver Wahrnehmungsgestalten
Im Kapitel "Der historische Jesus und der Christus des Glaubens" seines Buches "Der christliche Glaube" führt Wolfgang Huber aus:
«Beziehungen, die wir zu Personen, Sachen oder Begebenheiten entwickeln, verschließen sich einer vollständigen Objektivierbarkeit.» Aber auch eine Entemotionalisierung unserer Wahrnehmung ist nicht geeignet, «ein vermeintlich objektives Bild zu erzeugen. Es muss uns vielmehr darum gehen, derartige affektive Komponenten so weit wie möglich bewusst zu machen.» (S. 88)
«Will man die eigenen Wahrnehmungsgestalten weiter entwickeln, so ist offenbar zweierlei erforderlich: die Beschäftigung mit dem, was uns begegnet, und die Arbeit an den eigenen Wahrnehmungsmustern. Die Vorstellung von menschlicher Wahrnehmung, zu der uns solche Überlegungen anleiten, mündet also keineswegs in einen plumpen Subjektivismus. […] Der Vergleich unterschiedlicher Wahrnehmungsgestalten führt unausweichlich zu der Frage, welche dieser Wahrnehmungsgestalten eher angemessen und welche weniger angemessen sind. […] Das Wechselspiel zwischen der selbstkritischen Prüfung der eigenen Wahrnehmungsmuster und dem achtsamen Umgang mit den Wahrnehmungsmustern anderer hilft dabei, gemeinsame Wahrnehmungen zu entwickeln und doch zugleich persönliche Akzente zu setzen.» (S. 89)
Aus: Huber, Wolfgang: Der christliche Glaube. Eine evangelische Orientierung. Gütersloh, 2008.
2009-01-17
Scheren im Kopf, Drogen im Blut
Was die Menschheit entzweiend zerschneidet und das Menschliche entwürdigend niederhält:
✂ jeder Versuch einer Verschmelzung von Religion und politischer Macht - als ob die Wahrheit religiöser Annahmen sich mit weltlicher Macht durchsetzen ließe oder als ob die Durchsetzung der Macht (eines) Gottes der weltlichen Macht bedürfte oder als ließe sich die Fragwürdigkeit politischer Macht durch ihre Sanktifizierung aus der Welt schaffen;
✂ jeder Versuch einer Verschmelzung von Religion und Logik - als ob die Wahrheit religiöser Annahmen einer Supersanktifikation durch die Grammatik des Denkens bedürfte oder als ob die objektive Ungesichertheit (eines jeden) religiösen Glaubens durch dessen Rationalisierung aufzuheben, zu kompensieren oder zu kaschieren wäre.
Gegen beide Scheren im Kopf (oder soll ich von Drogen im Blut reden?) ist Aufklärung nötig, und zwar dringend, bevor das Wetzen ihrer Klingen (bzw. der Rausch) überhand nimmt.
2009-01-06
"... nicht um Frieden zu bringen, sondern das Schwert"
Matthäus 10
16 Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!
17 Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.
18 Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.
19 Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt.
20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
21 Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken.
22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.
23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt.
24 Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn.
25 Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen.
26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.
27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.
28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.
29 Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.
30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.
32 Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.
33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;
36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
39 Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Matthäus 10,34
▤Text im Zusammenhang
Ich brauche keine akademisch-theologische Ausbildung, um zu erkennen, wogegen sich Jesu Wort vom "Schwert" richtet:
† gegen die hedonistische Spiritualität heiligen Bimbams;
† gegen das geistige Nesthocken in vertrauten Banden, auch Familienbanden;
† gegen die Sicherheit des Klüngels, in der man sich wiegt und gefällt;
† gegen den um des lieben Friedens willen geschlossenen Frieden mit dem Angstmachenden;
† gegen eine Kompromissbereitschaft von der Art, die den Glauben kompromittiert;
† gegen das Unter-den-Teppich-Kehren von Konflikten, die um der Menschen und um Gottes willen ausgetragen werden müssen;
† gegen jeden Kuhhandel auf Kosten der Seele,
† gegen jeden Rat, der auf Selbstverrat hinausläuft;
† gegen das Heulen mit den Wölfen;
† gegen die Radfahr-Haltung, die nach oben kriechen und nach unten treten lässt;
† gegen die Gleichsetzung von praktischer Vernunft und Cleverness;
kurz:
† gegen esoterische Selbstbefriedigung, gegen biedermeierliche Regression und gegen ein Sich-Arrangieren im Establishment.
Jesus war ein Provokateur, ein Herausforderer, ein Aufrüttler, kein warmgeduschtes Weich-Ei, und er mutete denen, die ihm nachfolgen, eine entsprechende Haltung zu.