* "Feind" ist ein Beziehungsbegriff, kein Eigenschaftsbegriff. "Feind" ist man nicht, sondern als "Feind" wird man gesehen.
* "Feindseligkeit" wird von niemandem als positiver sittlicher Wert geschätzt.
Wer als "feindselig" bezeichnet wird, weist diese Attribuierung zurück; er sieht in seiner Haltung und in seinem Handeln den Verfolg berechtigter, außerhalb jeder moralischen Frage stehender Interessen.
Den spürbaren Widerstand, den ihm ein anderer entgegensetzt, wird er wiederum als "feindselig" ansehen und sowohl zum Grund nehmen, die Mittel seiner Interessenwahrnehmung zu verschärfen, als auch zum Grund, von der eigenen Selbstgerechtigkeit noch überzeugter zu sein.
* Das beschreibt nun aber einen Zirkel, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.
Juristische und historische Ermittlungen (wer hat angefangen? wer hat unverhältnismäßig reagiert?) können keinen Ausweg aufzeigen.
Wenn es einen Ausweg gibt, dann liegt er im Willen, die Zukunft von der scheinbaren Zwangsläufigkeit zu befreien, mit der sich Bestehendes auf ewig fortschreiben möchte.
Das bedeutet: a) sich von dem Recht, das einen, wie man glaubt, über den anderen erhebt, zu lösen und b) das Recht, das dem anderen wie einem selbst zusteht, zu sehen. Beides gibt dem "Feind" die Möglichkeit, ebenfalls seine Verhärtung aufzubrechen und einen für beide Parteien ersprießlichen Weg mitzusuchen.
Die "Feindesliebe", zu der Jesus aufruft und ermutigt, bedeutet nun aber, in dieser Hinsicht, dem Aufbrechen eines ausweglosen Kreises, den ersten Schritt zu tun (und alle weiteren).
Da ich an Gott den Allmächtigen und Barmherzigen glaube, setze ich dem der Welt angeblich immanenten satanischen Prinzip das göttliche Prinzip entgegen. Und in meinem realitätszugewandten Glauben "sehe" ich das in allen Menschen angelegt, und sollte es noch so sehr verborgen sein.
Einen Weg, dem Verborgenen zur Welt zu verhelfen, zeigt diese buddhistische Weisheit auf:
Belasse alle Dinge, die dir begegnen, in ihrem eigenen Wesen,Und diese Quäker-Weisheit:
dann werden sie durch dich aus sich selbst heraus befreit.
Answer the witness of the Lord God in every one.So sei es.
George Fox, 1656
Feindesliebe ist nicht Liebe zum Feind oder zur Feindschaft, sondern Liebe zum Gotteskind in/hinter dem Feind.
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