Den Lärm meines Körpers - seine Schmerzen, seine wachsende Hinfälligkeit - und den Lärm meiner Außenwelt - was mich ärgert, was mir Sorge bereitet - nehme ich nur gedämpft wahr. Meine Zukunft, mein Ende und was danach kommt, kümmern mich nicht: Ich liege selig in Abrahams Schoß.
Aber...
Vater Abraham scheint mir aus seinem Bauch heraus etwas zu sagen - ob ich nicht zu früh zur Ruhe gekommen sei, scheint er zu fragen; ob ich denn schon reif genug sei, wieder wie ein Kleinkind alle Ruder aus der Hand zu legen... Und dann vernehme ich die Frage, die mich beunruhigt: ob mein unendliches Vertrauen nicht Flucht vor der Bewährung sei...
In der Tat weiß ich nicht, ob die dunklen Nächte, die ich in meiner Jugend und später schon durchlitten habe, mich in meiner Beziehung zum geliebten Höchsten erwachsen genug gemacht haben. Ich glaube, er hat als mein Ziel vorgesehen, dass ich ihm erwachsen gegenüberstehe. So, wie ich mich seit einiger Zeit verwöhnt fühle, kann ich nicht erwachsen werden. Habe ich unüberwindbare Angst vor der dunklen Nacht, in der mich der Geliebte wie eine Mutter ihren zahnenden Säugling entwöhnen will? Ist mein Vertrauen wahrhaftig?
Der "einzige Grund dafür, dass der Befreiungsprozess der dunklen Nacht so qualvoll ist, liegt darin, dass der 'alte Mensch' mit seinem Begehren immer wieder eine regressive Wiederherstellung der Mutterschoßverhältnisse intendiert und sich dadurch der neuschaffenden Liebe Gottes entgegenstellt."
Günter Benker: "Dunkle Nacht" der Ganzwerdung - C.G. Jung u. Johannes v. Kreuz
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